zur allgemeinen künstlerischen praxis

Mein Anliegen ist es, die transzendente Wahrnehmung der Wirklichkeit zu beobachten und darzustellen. Dazu habe ich mir ein thematisch weit gefächertes Gebiet erschlossen, das sich von Landschaften, Interieurs, Tier- und Pflanzendarstellungen bis hin zu Buchstaben und Texten erstreckt.
Ungeachtet der breiten Themenwahl geht es immer um die Erforschung der geistigen Welt, die der gegenständlichen zugrunde liegt, sich jedoch im Verborgenen befindet und sich damit eigentlich der bildlichen Darstellung entzieht.
In den letzten Jahren entstanden auf unterschiedlichen Gebieten Werke mit den jeweiligen Schwerpunkten, die sich alle auf ein Element beziehen. Zu den Elementen zähle ich nach altindischem Vorbild auch Raum und Bewusstsein. Es kann aber auch Sprache oder eine Wirkungsweise als Element verstanden werden. Parallel zum bildnerischen Werk verfasse ich lyrische Texte, die sich wiederum einer sehr bildhaften Sprache bedienen.

element wandlung

Welche Prozesse und Wirksamkeiten der sichtbaren Welt oder der sichtbaren Oberfläche der Dinge zugrunde liegen, darum geht es in dieser Sammlung.
Über Naturdarstellungen, aber auch Elemente wie Linie, Punkt, Zahl oder Begriff steht das Zusammenspiel im Vordergrund - und damit auch die Veränderung. Jede Wirkungsweise gibt nur einen fragilen Moment wieder, der schon im nächsten Augenblick nicht mehr existiert.

element form

Hier geht es hauptsächlich um Wasser, Feuer, Erde und Luft und wie sie sich in Form und Oberfläche darstellen, wobei allerdings nicht um die reine Wiedergabe des Bildhaften geht, sondern wie die Dinge wahrgenommen werden. Aus dem Zusammenspiel dieser großen "Gewordenheiten" setzt sich die erlebte Welt zusammen.
Bei den Darstellungen steht also immer die geistige Welt im Vordergrund. Man sollte sich durch die menschenleeren oder unbewohnten Szenerien nicht täuschen lassen. Über den Ausgangspunkt der Materie, also des Sichtbaren, gerät das Geistige, das Unsichtbare, in den Blickpunkt - und damit die Frage, was es ist, wodurch die Welt erscheint, wie sie erscheint.

element begriff

Schrift und Buchstaben fasse ich ebenfalls als Motiv einer gegenständlichen Zeichnung auf. Die vermeintlich gedruckten Buchstaben werden erst bei genauerem Hinsehen zu dem, was sie eigentlich sind: gezeichnete Zeichen.
Das steht im Gegensatz zu den Druckerzeugnissen für die Masse: Mir geht es um die Rückbesinnung auf die persönliche Wahrnehmung, die sich eben nicht mit einer vorgefertigten und beliebig reproduzierbaren Welt begnügt.
Die Zeichnungen stellen knappe, bis zum Äußersten verdichtete Texte dar, Sätze, die im Kopf bleiben: Dies kann eine spontane Beobachtung sein oder aber das Ergebnis längeren Überlegens.
Die Texte geben Momentaufnahmen wieder, oft aus ungewohnten Blickwinkeln, sodass die bisher fraglos hingenommene und allzu fest gefügte Welt neue Blickwinkel offenbart, Merk- oder Denkwürdiges preisgibt oder, im besten Fall, auf verborgene Wahrheiten stoßen lässt.

element erinnerung

Die Sammlung beinhaltet kollektive Erinnerungsbilder und umfasst mittlerweile weit über 100 Zeichnungen bzw. Bilder.
Diese Zwischenwelt ist die Sphäre einer Wirklichkeit zweiten Grades, der Erinnerung, der Aura, der Wandlung und des Todes. Thema ist der Wandlungsprozess von Erinnerungs-Urbildern, die über persönliche Geschichten hinausgehen, oft unspektakuläre Szenen, die aber umso nachhaltiger auf uns und unser Weltbild wirken.
Wenn ein Bild mit einem Eindruck dieser geistigen Sphäre übereinstimmt, werde ich aufmerksam: Als Inspiration kann mein unmittelbares Umfeld dienen, aber auch unscharfe Schnappschüsse, vergilbte Familienfotos, Randszenerien in Bildbänden, fotografierte Filmstills, digital bearbeitetes Bildmaterial.
Mit der Zeichnung beginnt die persönliche Aneignung des Bildes, die den Wandlungsprozess der Erinnerung einer Erinnerung in den sichtbaren Bereich rückt. Schließlich koppeln sich die Bilder von der persönlichen Erinnerung ab: Sie entwickeln ein Eigenleben und scheinen untereinander ihre eigenen Bezüge zu suchen, miteinander zu flüstern. In diesem Raunen entstehen wiederum andere, im Grunde nur vermeintliche Geschichten – in einer weiteren Zwischenwelt.

element feld

In 12 quadratischen Feldern sind jeweils Zahlen, Buchstaben, Farben und naturalistische Darstellungen, oft aus dem Bereich Fauna und Flora, abgebildet.
Aus diesem scheinbaren Nebeneinander von Dingen entsteht eine Art synästhetische Naturzeichnung: Das über verborgene Assoziationswege ins Unterbewusste zusammengekommene Gesamtbild offenbart plötzlich neue Zusammenhänge.
Die 12 Felder bilden gewissermaßen einen mikroskopisch betrachteten Ausschnitt des Makrokosmos im Kopf. Wie findet der Lernprozess statt, in welchem Feld wird was wahrgenommen und gespeichert - dieser Frage wird hier nachgegangen - und durch das Spiel mit den Bildern die Neugier und Freude betont, ohne die Lernen gar nicht stattfinden könnte.

die serien: zeichnungen und collagen

„Korvin Reich zeigt in seinen Zeichnungen und Collagen aus ge­funden­en Bildern die Brüchig­keit des all­täg­lichen, scheinbar ganz normalen Lebens auf. Mit großer Liebe zum hinter­sinnigen Humor verschiebt er Situa­tionen, Hand­lungen und Zusam­men­hänge und er­schafft so gänzlich Unerwartet­es und doch allzu Ver­trautes. Die bild­lichen Ebenen kombi­niert er mit subtilen Texten, wodurch beim Betrach­ten neue Räume entstehen und das ursprüng­liche Bild ins Wanken gerät.“ ausstellungstext kunstraum t27

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